'Financial Fairplay' im Sport: Wettbewerbsfähigkeit dank Governance & Compliance?

Die Fussballwelt geriet in Schockstarre, als herauskam, dass der englische Meister Manchester City wegen Verstössen gegen das «Financial Fairplay» (FFP) von den kommenden zwei Spielzeiten bei den Europacups ausgeschlossen wird.

Um was geht es genau?

Das FFP-Reglement wurde von der UEFA 2010 in Kraft gesetzt und laufend aktualisiert. Alle Vereine, die Mitglied des Europäischen Fussballverbands sind, müssen das FFP-Reglement unterzeichnen, um eine Zulassung für die europäischen Wettbewerbe zu erhalten. Mit der Unterzeichnung des FFP-Reglements verpflichten sich die Klubs, nicht ausserhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten zu wirtschaften und sich so Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. In einem Bewertungszeitraum von drei Jahren dürfen höchstens rund fünf Millionen Euro Verlust gemacht werden. Hingegen darf der Verlust auf maximal 30 Millionen Euro ansteigen (dies seit 2015; zuvor waren es 45 Millionen Euro), sofern der oder die Klubeigentümer oder ein Investor diesen Verlust unmittelbar auffangen können. Seit 2015 gilt die Regelung, dass Investitionen in Stadien, Trainingseinrichtungen, Juniorenförderung und Frauenfussball in der Berechnung nicht berücksichtigt werden müssen.

Welches Gremium bewacht die Anwendung des FFP-Reglements?

Die Finanzkontrollkammer der UEFA ist für die Einhaltung des FFP-Reglements zuständig. Die Entscheidungen der Finanzkontrollkammer können nur vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne angefochten werden. Laut der Finanzkontrollbehörde der UEFA hat Manchester City das FFP-Reglement systematisch verletzt und versucht, die UEFA hinters Licht zu führen. Manchester City habe zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinnahmen überbewertet, der UEFA falsche Informationen übermittelt und sich somit auch einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Gemäss dem FFP-Reglement hätte Manchester City zwischen 2012 und 2013 lediglich ein Defizit von 45 Millionen Euro ausweisen dürfen – vorausgesetzt, dass dieses vom Klubeigentümer oder von einem Investor gedeckt wird. Tatsächlich soll Manchester City jedoch ein Defizit von 180 Millionen Euro verzeichnet und heimlich ausgeglichen haben.

Wettbewerbsfähigkeit dank Governance und Compliance?

An der Umsetzung dieser Regelung beissen sich die Klubs – insbesondere die finanzschwachen – die Zähne aus. Um eine konkurrenzfähige Mannschaft zu entwickeln, müssen entsprechende Investitionen getätigt und gleichzeitig das FFP-Reglement berücksichtigt werden. Deshalb ist es wichtig, eine gut strukturierte und organisierte Corporate Governance aufzubauen und ein griffiges Risiko- und Compliance-Management umzusetzen, sodass die finanzielle Integrität, eine gute Reputation und nachhaltige Leistungsfähigkeit gewährleistet werden können. Um eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten, sind die vorgenannten Massnahmen notwendig, damit auch die regulatorischen Rahmenbedingungen der UEFA eingehalten werden können.

Food for thought

Ist das FFP-Reglement im Fussball erst der Anfang? Oder sind ähnliche Regelungen auch in den übrigen Sportbranchen zu erwarten? Die Kommerzialisierung des Sports nimmt weiter zu, Finanzabschlüsse der Klubs zeigen teilweise schwindelerregende Zahlungsströme. Das erhöht auch das Risiko von «unfairen», betrügerischen Praktiken. Die Sportbranche versucht sich mit selbstregulativen Massnahmen zu schützen. Eine erfolgreiche Umsetzung bedingt einen Einbezug der wichtigen Stakeholder, eine sorgfältige Risikobeurteilung und griffige Checks & Balances. Wessen Herz für Fussball schlägt, hofft, dass Fairplay nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Finanzen und der Governance des Sports Einzug hält, damit nicht zu viele rote Karten gezogen werden müssen.

12.03.2020