Die FINMA zeigt ihre Ambitionen, den Finanzplatz Schweiz für die Zukunft vorteilhaft zu positionieren. In einer offensiven Medienmitteilung ordnet die FINMA «Stable Coins» nach Schweizer Recht ein. Nicht überraschend verweist sie dabei auf die Berührungspunkte dieser Projekte mit den Finanzmarktgesetzen, insbesondere der Geldwäschereibekämpfung, dem Effektenhandel und dem Finanzinfrastrukturgesetz. Erleben wir die Geburtsstunde von funktionierenden und weitverbreiteten «Stable Coins»?
Was bisher geschah
Nach dem Hype um ICO’s (Initial Coin Offerings) Ende 2017 / Anfang 2018 entstanden zahlreiche «Stable Coin»-Projekte. Die FINMA versuchte bereits im Februar 2018 mit der Veröffentlichung der ICO-Wegleitung eine erste Orientierungshilfe zu leisten. Aufgrund der bis dahin geringen Erfahrungswerte, waren die Erläuterungen sehr neutral gefasst und liessen kreativen Ideen viel Spielraum zur Entwicklung. Ganz so einfach war es dann doch nicht, einen «Stable Coin» in der Schweiz zu lancieren. International bekannt ist Tether in US Dollar mit einer Marktkapitalisierung von vier Milliarden USD.
Libra’s Vorstoss und die Reaktionen
Mit der Ankündigung, «Libra» als einfache globale Währung auf einer Finanzinfrastruktur zu lancieren, kam Bewegung in den «Coin»-Markt. Marktteilnehmer und andere kommentierten ohne viel Hintergrundinformationen das Projekt. Internationale Regulatoren wurden zum Teil von den in den Medien gemachten Aussagen überrumpelt und äusserten sich darauf ebenfalls kritisch.
Dass dies nicht nur ein Schweizer «Ding» werden würde, war von Anfang an klar und so war es nicht überraschend, dass es zu einem Austausch von amerikanischen und schweizerischen Regierungsvertretern kam. Auch die Notenbanken nahmen Stellung zum Projekt und vermittelten dabei wertvolle Informationen für die breitere Öffentlichkeit. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Projekt ist nötig. Ob sich allerdings die protektionistische Haltung einiger Exponenten als sinnvoll erweisen wird, wird sich über die Zeit zeigen. Die klaren Aussagen der FINMA zu «Stable Coins» werden viele Initianten solcher Projekte darin bestärken, sich auf dem richtigen Weg zu befinden. Mit der «Stable Coin»-spezifischen Ergänzung zur immer noch gültigen ICO-Wegleitung profitieren auch bereits seit längerem geplante Projekte.
Welcher «Stable Coin» macht das Rennen?
Bis der erste «Stable Coin» funktionsfähig angewendet werden kann, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Der Vorstoss von Libra hat wie gesagt Bewegung in die Sache gebracht. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich jüngst öffentlich zum Thema fundiert geäussert. Dass sich die SNB ernsthaft damit auseinandersetzt, zeigt auch die geplante Zusammenarbeit mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in deren Innovation Hubs.
Das Potenzial von «Stable Coins» ist unbestritten. Diejenigen Akteure, die sich bei der Ausarbeitung ihrer Lösung an den aktuellen Systemen ausrichten und die bestehende Regulierung miteinbeziehen, haben die grössten Chancen, dass Dienstleistungen mit ihren privat emittierten Token bezahlt werden können.