Der Weg zur integrierten Berichterstattung: Komplexität meistern, Mehrwert schaffen

Eine steigende Erwartungshaltung

Die integrierte Berichterstattung (Integrated Reporting) hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema in der Unternehmensberichterstattung entwickelt. Die Nachfrage nach umfassender Berichterstattung, die sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Aspekte abdeckt, ist deutlich gestiegen. Kunden, Investoren und Regulierungsbehörden wollen wissen, wie Unternehmen langfristig Wert schaffen und welche Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt. Um dieser Erwartung zu entsprechen, bedarf es jedoch weit mehr als dem blossen Willen, transparent zu sein. Denn, was auf den ersten Blick wie ein einfacher Schritt hin zu mehr Transparenz erscheinen mag, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als komplexer und anspruchsvoller Prozess.

Die unterschätzte Komplexität: Hürden auf dem Weg zur integrierten Berichterstattung

Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass die integrierte Berichterstattung lediglich eine Erweiterung der klassischen Finanzberichterstattung sei. Tatsächlich erfordert sie jedoch eine systematische Verknüpfung von Kennzahlen, Analysen und narrativen Inhalten. Hierbei müssen Unternehmen darauf achten, dass ihre Berichte sowohl die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, als auch den Erwartungen der Stakeholder gerecht werden.

Die grösste Herausforderung liegt in der Komplexität des Prozesses. Unternehmen müssen nicht nur die Sammlung und Aufbereitung aller relevanten Daten, sondern auch die Kohärenz der Inhalte sicherstellen. Dabei treffen sie auf folgende Stolpersteine:

  • Uneinheitliche Datenqualität: Finanz- und ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) werden oft in unterschiedlichen Systemen erfasst und sind nicht immer kompatibel.
  • Hohe regulatorische Anforderungen: Der zunehmende Druck durch internationale Rahmenwerke, wie die EU-Taxonomie, die Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bzw. der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) oder die Standards des International Sustainability Standards Board (ISSB) sowie nationale Vorgaben, wie Art. 961c OR und Art. 964a ff. OR, erfordert tiefgehendes Fachwissen.
  • Ressourcenknappheit: Der Aufwand für die Erstellung eines integrierten Berichts wird oft unterschätzt, was zu personellen und zeitlichen Engpässen führen kann. Zudem erhöht sich der Zeitdruck, da die Daten für die nicht-finanzielle Berichterstattung früher verfügbar sein müssen.

Unternehmen, die diesen Weg beschreiten, stellen folglich schnell fest, dass mehr dazugehört als das simple Zusammenführen bestehender Berichte. Vielmehr fungiert die integrierte Berichterstattung als Bindeglied zwischen traditioneller Finanzberichterstattung und Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dabei gilt es zu betonen, dass die integrierte Berichterstattung trotz aller Herausforderungen einen klaren Mehrwert für Unternehmen bietet: Sie ermöglicht eine transparente Kommunikation und hilft, Vertrauen bei Stakeholdern auszubauen. Der Prozess der Berichterstellung selbst kann zudem als internes Steuerungsinstrument dienen, indem die Organisation dazu angeregt wird, Risiken, Chancen und Wertschöpfungsketten umfassend zu analysieren.

Von der Kür zur Pflicht

Die CSRD verlangt in der EU / im EWR die Integration der Nachhaltigkeitsberichterstattung in die Finanzberichterstattung. Damit wird künftig eine weiter gefasste Unternehmensberichterstattung mit ergänzendem Blick nach vorne vorausgesetzt. Bei der Umsetzung unterstützt das international akzeptierte «IIRC Integrated Reporting Framework». Eines der Hauptziele dieses Standard-Setzers ist die Verbesserung der Informationsqualität, um eine effizientere und produktivere Kapitalallokation zu ermöglichen, und die Förderung eines kohärenten, wirkungsvollen Ansatzes für die Unternehmensberichterstattung.

Fazit: Kein leichter, aber ein notwendiger Schritt

Die integrierte Berichterstattung ist weit mehr als ein einfacher Trend und wird zunehmend zum Standard. Sie schafft Wettbewerbsvorteile und stellt ein unverzichtbares Werkzeug für eine zukunftsorientierte Unternehmensführung dar. Verfügbares internes oder externes Knowhow, genügend Ressourcen und die Orientierung am IIRC Framework sind zentrale Elemente im Kontext des Integrated Reporting und der ideale Schlüssel bei der Umsetzung.

16.01.2025