Die Einführung von Instant Payment kommt spät – aber sie kommt. Die Banken sind hier gefordert, ihre Technologie 24/7/365 fit zu machen. Was ist dabei für den Kunden drin?
Der Bankenplatz Schweiz hat entschieden, Instant Payment einzuführen. Der Startzeitpunkt wurde auf den 20. August 2024 festgelegt, dann werden rund 70 Banken mit dem neuen Service live gehen. Alle anderen Banken in der Schweiz und in Liechtenstein müssen diese Dienstleistung bis spätestens Ende 2026 in ihr Angebot aufnehmen. Welches sind nun die Herausforderungen, Risiken aber auch Chancen für die Banken und ihre Kunden? Die EU hat Instant Payment bereits 2017 eingeführt. Auf welche Erfahrungswerte können die Schweiz und Liechtenstein entsprechend zurückgreifen?
Eliminierung des Gegenparteirisikos
Aktuell werden Zahlungen unter den Banken innerhalb von 2-3 Bankarbeitstagen abgewickelt. Das heisst, dass das Geld nach Abschluss der Transaktion effektiv dem Empfänger gutgeschrieben wird. An Wochenenden sowie an Feiertagen passiert nichts, es findet kein Zahlungsverkehrt statt. Die vermeintlich «sofortige» Gutschrift, bspw. bei der Nutzung von Debitkarten oder auch Twint, wird lediglich simuliert. Das Settlement hat noch nicht effektiv stattgefunden. Dies ändert sich nun mit Instant Payment: Maximal 10 Sekunden soll es gehen, bis das Geld faktisch an den Empfänger transferiert wird – und das rund um die Uhr, also während 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche, an 365 Tagen im Jahr.
Der Vorteil für Banken und Kunden liegt darin, dass Gegenpartei- und Abwicklungsrisiken eliminiert werden.
Betrugsanfällig
Mit der Einführung von Instant Payment werden Banken das Konzept zur Transaktionsüberwachung neu definieren müssen. Dabei wird viel Technologie zum Einsatz kommen (müssen), etwa künstliche Intelligenz, digitale Authentifizierungsmethoden und biometrische Verifikation, um einige der zentralen Lösungskonzepte in diesem Zusammenhang zu nennen. Zudem werden Risikoklassifizierungen (Scoring), die Handhabung von Transaktionslimiten und das konstante Wettrüsten gegen Betrug (ähnlich wie bei den Kreditkarten) zum Tagesgeschäft.
Lessons learned aus der EU?
In Europa machen Instant Payments bereits rund 15% aller Transaktionen aus. Die EU-Kommission will den Standard ebenfalls flächendeckend als verbindlich erklären. Aktuell bieten rund 2300 Banken in der EU diese Dienstleistung an.
Die Umsetzung von Instant Payment ist kein IT-Projekt, vielmehr wird sie das Operating Model der Bank verändern. Die Kunden, insbesondere Firmenkunden, werden sich ebenfalls neu erfinden müssen. Viele Unternehmen sind nicht 24/7/365 in Betrieb, der Endkunde möchte die Dienstleistung aber sofort beziehen. Entsprechend befinden sich viele sogenannte «Use Cases» erst in der Entstehung.
Fazit
Selbstverständlich gibt es zahlreiche weitere Herausforderungen, Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Instant Payment. Wichtig ist aus unserer Sicht aber, die Einführung von Instant Payment nicht einfach als weiteres, neues Produkt anzusehen. Instant Payment wird das (Nutzer-)Verhalten von Kunden und Firmen sowie bankinterne Abläufe und Themen (etwa Liquiditätsmanagement, Betrugsprävention, Sanktionen etc.) wesentlich beeinflussen und verändern. Somit ist seitens der Banken eine ganzheitliche Betrachtung dieser Neuerung zentral, um nicht plötzlich mit Risiken konfrontiert zu sein, welche mit dem Risikoappetit des Instituts nicht vereinbar sind.