An der Klimakonferenz 2021 der Vereinten Nationen (UN Climate Change Conference of the Parties, COP26) in Glasgow kündigten die Treuhänder der IFRS-Stiftung wichtige Massnahmen an, um die globalen Finanzmärkte mit wesentlichen Informationen zu Klima- und anderen Nachhaltigkeitsaspekten zu versorgen.
Der bisherige Weg der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Wie in unseren vergangenen Beiträgen zum Thema Nachhaltigkeit erörtert, kommt den Kapitalmärkten eine Schlüsselrolle in Bezug auf Nachhaltigkeitsbelange zu. Längst werden Stimmen laut, die vor Greenwashing warnen und die fehlende Vergleichbarkeit und Intransparenz von Nachhaltigkeitsstandards und -ratings kritisieren. Die Kapitalmärkte können diese Problematik allerdings nur mithilfe einer umfassenden Offenlegung von Angaben zu Klima- und anderen Nachhaltigkeitsaspekten effizient und effektiv angehen und ihre damit verbundene Rolle wahrnehmen. Daher ist es entscheidend, dass die entsprechende Berichterstattung durch die Gewährleistung von hoher Qualität und globaler Vergleichbarkeit ebenso zuverlässig ist, wie dies bei der Berichterstattung über Finanzinformationen der Fall ist.
Unter dieser Prämisse wurde von der IFRS-Stiftung ein Projekt zur Nachhaltigkeitsberichterstattung initiiert. Dieses Vorhaben war Teil der regelmässigen Strategieüberprüfung, ein entsprechendes Konsultationspapier wurde im September 2020 veröffentlicht. Damit sollte ermittelt werden, ob ein Bedarf an globalen Nachhaltigkeitsstandards besteht, ob die IFRS-Stiftung eine aktive Rolle in deren Entwicklung spielen sollte und wenn ja, welchen Umfang diese Rolle haben sollte.
Der dringende Bedarf an globalen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zeigte sich deutlich und es gab breite Unterstützung dafür, dass die IFRS-Stiftung eine zentrale Stellung einnehmen sollte. Nach einer Feedback-Phase veröffentlichte die IFRS-Stiftung daraufhin im April 2021 einen Entwurf zur Konsultation und publizierte die neue Satzung anschliessend im Zuge der Ankündigungen zur COP26-Konferenz im November 2021.
Die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Erkki Liikanen, Vorsitzender der Treuhänder der IFRS-Stiftung, gab im Rahmen seiner Rede "A Financial System for Net Zero" an der COP26 sodann Folgendes bekannt:
- Die Gründung des neuen International Sustainability Standards Board (ISSB) mit dem Ziel, eine umfassende globale Grundlinie hochwertiger Standards für die Angabe von Nachhaltigkeitsinformationen (IFRS Sustainability Disclosure Standards) zu entwickeln. Das ISSB wird eng mit dem IASB (International Accounting Standards Board) zusammenarbeiten und neben diesem in der IFRS-Stiftung angesiedelt sein. Der Hauptsitz des ISSB befindet sich in Frankfurt am Main (die Schweiz hatte hierzu Genf vorgeschlagen).
- Die Zusicherung, dass das Climate Disclosure Standards Board (CDSB) und die Value Reporting Foundation (VRF) per Juni 2022 vollständig in der IFRS-Stiftung konsolidiert sind.
- Die Publikation von zwei Prototypen durch die Technical Readiness Working Group (TRWG). Vertreter dieser Arbeitsgruppe setzen sich aus dem CDSB, dem IASB, der TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures), der VRF, dem WEF (World Economic Forum), der IOSCO (International Organization of Securities Commissions) und der Technical Expert Group der Wertpapierregulierungsbehörden zusammen. Konkret handelt es sich um einen Prototypen zu klimabezogenen Angaben und einen weiteren Prototypen zu allgemeinen Nachhaltigkeitsangaben, die wichtige inhaltliche Vorschläge seitens der Arbeitsgruppenmitglieder in einem einheitlichen Empfehlungspaket konsolidieren und dem ISSB zur Prüfung zur Verfügung gestellt werden.
Ziel ist es, dass diese Standards eine umfassende globale Basis für die Angabe von Nachhaltigkeitsinformationen bilden, dem Informationsbedarf der Anleger gerecht werden sowie den Anlegern die von ihnen geforderte globale Vergleichbarkeit bieten. Dazu betont Erkki Liikanen in seiner Rede: “We will move diligently, but with pace.”
Die Schritte zur Vorbereitung auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung
Wie bereits erwähnt, soll das Projekt zügig voranschreiten, weshalb es jetzt an der Zeit ist, sich auf die neuen Vorschriften vorzubereiten. Bevor die ISSB-Standards veröffentlicht werden (derzeit wird davon ausgegangen, dass die ersten Standards bis Ende 2022 publiziert werden), wird den Unternehmen empfohlen, Vorbereitungen zu treffen, indem sie bestehende Leitlinien für die Angabe von Nachhaltigkeitsinformationen nutzen - etwa die folgenden:
- TCFD Recommendations
- CDSB Framework
- Integrated Reporting Framework
- SASB Standards (Sustainability Accounting Standards Board)
- WEF Stakeholder Capitalism Metrics
Sofern ein Institut nicht bereits Standards für die Angabe von Nachhaltigkeitsinformationen verwendet, bilden die genannten Leitlinien in der Regel einen guten Ausgangspunkt, da insbesondere die TCFD, das CDSB und das WEF auch an der TRWG beteiligt sind und daher auf die Ausgestaltung der neuen Standards Einfluss nehmen.
Es steht zweifellos fest, dass Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen wird. Anand Mahindra, Vorsitzender der Mahindra Group, drückt dies wie folgt aus: "Sustainability has to be a way of life to be a way of business."
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